Montag, November 10, 2008

Die Prioritäten der Verleger und Verlagsmanager für 2009

(Die Umfrageergebnisse beziehen sich auf den Mitgliederkreis des VDZ: Publikumszeitschriften, Fachmedien und Konfessionelle Presse)

Die "neuen" (und/oder alten) Prioritäten für 2009 sind natürlich auch wesentlich bestimmt von der aktuellen Situation im Verlag, am Markt und im Kunden- und Wettbewerbsumfeld. Wir wissen nicht wie sich Mehrfachantworten gruppieren, deshalb nehmen wir für diese kurze Betrachtung jede Position als einen Einzelwert.

0 % scheinen den Schlüssel für ein erfolgreiches Geschäftsmodell (in 2009) im Bereich Inhalte, Journalismus und redaktionellem Angebot zu sehen, es sei denn, diese Mammutaufgabe ist unter Neue Titel / Relaunch abgearbeitet. Dann allerdings sind die 31 % Priorität (siehe unten) viel zu mager. Insgesamt sehe ich bei den Antworten (Vorgabe?) ein gewisses Ungleichgewicht zwischen Angebots- und Vermarktungsprioritäten.

56 % sehen für 2009 das Onlinegeschäft als eine Priorität für 2009

Für sich genommen sind diese 56 % ein sehr hoher und ermutigender Wert. Trotzdem, nach meiner Einschätzung, ist (hierzulande) noch kein Verlag im Bereich Internet / Mobile dort, wo seine User/Leser sind und/oder, wo man sie hinbegleiten sollte, nicht zuletzt um ein profitables Geschäftsmodell auch für die Zukunft zu sichern.

Neue Angebote im Portfolio brauchen anspruchsvolle Zielsetzungen und Zielvereinbarungen, engagierte Mitarbeit, hohe Aufmerksamkeit aller Beteiligten, ausreichend materielle, aber vor allem auch immaterielle Investitionen und vor allem auch das Wohlwollen und die Patronage durch die/den Mächtigen im eigenen Hause.

Zum Thema Studie: Medienunternehmen betreiben Online-Geschäft nur halbherzig

56 % sehen für 2009 die Cross-mediale Vermarktung als eine Priorität für 2009

Nur als interne Bezeichnung / Kürzel geht 'Cross-mediale Vermarktung' bei mir durch. Für die Kunden - / Partnerkommunikation ist das völlig irrelevant. Der Kunde hat bestimmte Ziele die er erreichen will und setzt bestimmte Messgrößen mit der er Zielerreichung und ROI misst und daran wird das Angebot der 'Erfolgsberater' in den Verlagen gemessen.

Solange Medienanbieter / Verlage ihre Kunden dazu "zwingen" sich zwischen einer klassischer und einer cross-medialen Kampagne zu entscheiden und dann vielleicht auch noch die Berater auswechseln, sind sie nicht im Hier und Heute ihrer Kunden angekommen.

31 % sehen neue Titel und/oder Relaunches als eine Priorität für 2009

Das erscheint mir bei der Betrachtung der (zunehmenden) Kluft zwischen Verlagsangeboten und Nachfragebedarf und Nutzungsverhalten (Leser-User und Anzeigen-User) als ein unternehmenskritischen, unternehmensgefährdenden Fehler. Wer sich nicht schneller an die sich verändernden Prozesse in der Informationsbeschaffung, -aufnahmen, -auswertung und -aufbereitung, die Nutzung und den 'Konsum' von Medien, Unterhaltung, etc. anpasst, lädt andere Player ein, diese Lücke zu bedienen.

Es wird die, welche hier regelmäßig mitlesen, wohl nicht mehr überraschen, dass mir die (Nicht-)Prioritätensetzung u.a. in den Kategorien Innovationen im Vertriebsgeschäft (25 %), Innovationen in der Redaktion / der journalistischen Arbeit, aber auch im Marketing fehlen ganz, 23 % Neue Medienformat (23 %), darunter Bewegbild-Angebote (21 %) und Events (12 % bzw. 5 %) über die gesamte Branche als zu gering einschätze. Drei Antworten will ich hier noch aufgreifen. Meines Erachtens sind die Chancen des internationalen Geschäfts mit einer Priorität (über die ganze Bandbreite) bei 15 % (der antwortenden) Verlage sträflich vernachlässigt.

Auch dass nur 5 % der Verlage die Zeit für eine mobile Vermarktung & Services gekommen halten, spricht für die leichtsinnige Einstellung, lass es erst einmal die anderen machen, wenn es wieder erwarten klappt, können wir uns ja noch nachziehen (bzw. uns einkaufen).

Zum Thema: Mobile siehe auch Verleger schaut nach Japan & Korea

Sie haben vielleicht noch in Erinnerung, dass ich hier auf dem Blog gegen den Irrsinn geschrieben habe, dass ein Verlag bzw. sein Management allen Ernstes glauben (und damit Unternehmen und die Mitarbeiter in Gefahr bringen), ihr Mediengeschäft und die Gehäusestruktur zukünftig ganz auf Leadgeneration-Basis finanzieren und sichern zu können. Jetzt aber zu lesen, dass von den vielen, die up-to-date Leadgeneration noch gar nicht im Portfolio haben, nur 4 % dort für 2009 eine Priorität haben, ist ein extremer Pendelausschlag in die andere Richtung, der die Realität auch wieder nicht abbildet.

Mit einer deutlichen, anderen Priorisierung könnte man aus der Einschätzung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ihr Geschäft in 2009



ein besonders erfolgreiches Verlagsjahr 2009 machen, man muss nur wollen und dafür kämpfen!

Wie den, was den?
Braucht Unternehmen und in Unternehmen arbeitende Menschen nicht in 'schlechten' Zeiten besonders viele, gute Ideen und Informationen? Brauchen Unternehmen und Anbieter von Waren und Dienstleistungen in 'schlechten Zeiten' nicht besonders dringend gute, intelligente und überzeugende (verkaufende) Werbung?

Was meinen Sie ... packen Sie es an?

Die Ergebnisse der Herbstumfrage 2008 hier, 2009 hier

Mr Magazine Samir Husni:
"It's time for magazines to look at the model they've worked on, because it's completely broken, ..."