In der letzte Woche hatte ich, für eine Veranstaltung des
Carl Hanser Verlags und dem
Club Stuttgart (Kommunikationsverband.de), erstmals eine deutsche Übersetzung der Geert Hofstede‘s 5 und Fons Trompenaar‘s 7 Kulturdimensionen gebraucht. Solche Modell waren und sind
e i n Ansatz um Anregungen zu finden, was man bei der
Glokalisierung von Produkten & Service angeboten, Kommunikationskonzepten und Brandmanagement so alles falsch machen kann (und dann besser etwas anderes, etwas neues ausprobiert) und sind kein Ersatz für eine gewisse
Emotionale Intelligenz und
Interkulturelle Kompetenz.
Vielleicht können sie solche Ansätze für ihre Arbeit auch gebrauchen (
solche Dimensionen sind übrigens auch im eigenen Unternehmen und Umfeld zu beobachten und zu beachten) und/oder haben damit bereits Erfahrungen, die sie mit anderen teilen und sich darüber austauschen wollen.
5 bestimmende Dimensionen in Nationalkulturen nach Geert Hofstede
(die Beispiele beziehen sich auf die Länder Mittel- u. Osteuropas, dem Thema des Vortrags)
Geert Hofstede untersuchte Einstellungen und Verhalten von Menschen aus 74 Nationen & Regionen (ursprünglich um herauszufinden welchen Einfluss diese auf das Verhalten von Unternehmen, deren Organisation und Führung haben) und arbeitete in seiner Studie „national influences" erst vier, später dann fünf bestimmende Kulturdimensionen heraus – die heute auch breite Anwendung in Kommunikation & Marketing finden:
Power Distance Index - Machtdistanz Index (PDI)
gibt an, inwieweit weniger mächtige Individuen eine ungleiche Verteilung von Macht akzeptieren und erwarten. Eine hohe Machtdistanz steht dafür, dass Macht sehr ungleich verteilt ist und dies von den weniger erfolgreichen akzeptiert ist, geringe Machtdistanz steht dafür, dass Macht weniger ungleich verteilt ist.
Beispiele: Hoch Slowakei (104), Russland (93), Rumänien (90) – geringer: Deutschland (35), Estland (40), Ungarn (46)
Individualism - Individualismus vs. Kollektivismus (IDV)
Sind Menschen eher individualistisch oder eher kollektivistisch (nicht im politischen Sinne) ausgerichtet. Selbstverwirklichung versus Einklang mit der Gruppe! Skala von 0 (stark kollektivistisch) bis 100 (= stark individualistisch) China and Japan
Beispiele: Hoch Ungarn (80), Deutschland (67), Polen (60) niedrig: Rumänien (30), Bulgarien (30), Russland (39)
Masculinity - Maskulinität vs. Femininität (MAS)
Ausprägung der jeweils vorherrschenden Werte (bei beiden Geschlechtern). Die Distanz, die Toleranz und Nachahmung zwischen Männern und Frauen und deren Werten. Maskulinität steht dabei für Leistung und Erfolg, Feminine Kultur ist eher sensibel, für Andere sorgend und Lebensqualität.
Beispiele: Eher maskulin: Slowakei (110), Ungarn (88), Deutschland (66) - eher feminin: Estland (30), Russland (36), Bulgarien (40).
Uncertainty Avoidance Index - Risikobereitschaft und Unsicherheitsvermeidung (UAI)
Wie hoch ist die Bereitschaft Risiken einzugehen und mit Unsicherheit klar zu kommen? Kulturen, die Unsicherheit vermeiden wollen, zeichnen sich durch viele Gesetze, Richtlinien, Sicherheitsmaßnahmen aus. Die Mitglieder sind emotionaler. Kulturen, die Unsicherheit akzeptieren sind tolerant, haben wenige Regeln, sind Relativisten. Mehr Sicherheit kann erzeugt werden, durch Technologie & Vorsorge, Gesetze & Ordnung sowie Religion.
Beispiele Hoch: Russland (95), Polen (93), Rumänien (90) - niedriger: Slowakei (51), Estland (60).
Long-Term Orientation - Lang- oder kurzfristige Ausrichtung (LTO)
Zeigt, wie groß der zeitliche Planungshorizont in einer Gesellschaft ist. Werte von Mitgliedern einer Organisation, die langfristig ausgerichtet sind: Sparsamkeit, Beharrlichkeit. Werte von Mitgliedern einer Organisation, die kurzfristig ausgerichtet sind: Flexibilität, Egoismus. (Nachträglich, als Referenz zum zunehmenden Einfluss Chinas / Ost-Asien)
Beispiele: Höchster Wert MOE: Ungarn (50) - geringster Wert: Tschechien (13)
Mehr dazu und die Indizes für alle 74 untersuchten Ländern / Regionen gibt es auf
geert-hofstede.com
Marieke De Mooij (die Autorin von 'Consumer Behavior and Culture: Consequences for Global Marketing and Advertising', ISBN 978-0761926689) gibt in ihrem (frei verfügbarem) Beitrag im International Journal of Advertising "
Convergence and divergence in consumer behaviour: implications for global advertising" (PDF) ein Einblick für die Anwendung der Hofstede'schen Dimensionen.
Die 7 Kulturdimensionen nach Fons Trompenaar und Charles Hampden-Turner
Universalismus vs. Partikularismus (was wichtiger ist, Regeln oder Beziehungen)?
Individualismus vs. Kollektivismus (funktionieren wir in / als Teil einer Gruppe oder als Personen)?
Neutral vs. emotional (zeigen wir unsere Emotionen)?
Präzise definiert vs. unscharf, nicht ausdrücklich bestimmt (wird Verantwortung ausdrücklich zugeteilt oder unscharf akzeptiert)?
Leistungsprinzip vs. Zuschreibung / Anerkennung (erhalten wir unseren Status durch Leistung oder durch Zuschreibung (der Gruppe, Herkunft, etc.)?
Sequentiell vs. synchron (machen wir Dinge einzeln nacheinander oder mehrere Dinge parallel)?
Eigenkontrolle vs. externe Kontrolle (kontrollieren wir unser Umfeld oder werden wir davon kontrolliert?)
Mehr dazu auf der
Trompenaars Hampden-Turner Consulting Webpage
Die Charts zu meinem Kurzvortrag (bezogen auf MOE) gibt es
hier (
auf Slideshare) - und Beratung und Coaching von solchen Prozessen auch in den anderen eMartin.net Regionen (u.a. Süd-Osteuropa und Asien) auf Anfrage.
P.S.
In dem Vortrag bin ich auch kurz (und nicht zum ersten Mal) auf das
Richard D. Lewis Differenzierungsmodell nach Verhaltenstypen eingegangen. (siehe u.a. Handbuch internationale Kompetenz, ISBN 978-3593363936)